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Begegnung der Kulturen

Alle katholischen und evangelischen Pfarreien und die Griechisch-Orthodoxe Gemeinde Dachaus hatten für den Abend des 28. September zu einer ökumenischen „Begegnung der Kulturen“ auf dem Pfarrplatz eingeladen. Das Leitwort lautete „Teilhaben – Teil werden.“

Begegnung der Kulturen - Bild 1


Begegnung der Kulturen - Bild 2: Rose KrausDie obersten Repräsentanten der beteiligten Kirchen, Erzbischof Robert Zollitsch, Bischof Wolfgang Huber und Metropolit Augoustinos, betonten in ihrer gemeinsamen Erklärung aus Anlass der Interkulturellen Woche 2008: „Integration beginnt am ersten Tag; dies gilt auch für Flüchtlinge. Kontakte zwischen der Bevölkerung und den neu Ankommenden müssen ermöglicht werden. (...) Auch Flüchtlinge haben das Bedürfnis nach Kommunikation und einen Anspruch auf Teilhabe, selbst wenn zu Beginn ihres Aufenthaltes nicht feststeht, ob sie dauerhaft bleiben können.“ Die Caritas-Migrationsberatung und der Arbeitskreis Asyl von Rose Kraus und ihren Mithelfern stellten Neu-Dachauer vor, die aus ganz unterschiedlichen Gründen ihr Herkunftsland verlassen mussten. Sie haben hier als unsere Nachbarn ihre neue Heimat gefunden, bzw. sie hoffen, sie hier noch zu finden. Zu den Neu-Dachauern, die vor den zahlreich erschienenen Zuhörern ihre Erlebnisse schildern sollten, gehören die heimatvertriebenen Deutschen und die „Spätaussiedler“ nach 1945 ebenso wie die sogenannten „Gastarbeiter“ und schließlich die Flüchtlinge und Asylbewerber unserer Tage. Auf die Schicksale jeder dieser Gruppen wurde die Aufmerksamkeit gleichermaßen gelenkt.


Im Mittelpunkt der Begegnung aber stand der ökumenische Gottesdienst mit dem gemeinsamen Glaubensbekenntnis (nach Nizäa-Konstantinopel) und mit der Predigt über das Gleichnis vom Leib und seinen Gliedern aus dem 12. Kapitel des 1. Briefs von Paulus an die Korinther.

Begegnung der Kulturen - Bild 3Begegnung der Kulturen - Bild 4










„12 Denn wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: So ist es auch mit Christus.
13 Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.

Begegnung der Kulturen - Bild 5: Lesung aus dem Korintherbrief auf Deutsch durch Pfarrer Christian Moosauer (Evang. Friedenskirche)Begegnung der Kulturen - Bild 6: Lesung aus dem Korintherbrief auf Altgriechisch durch Pfarrer Antonios Vichos (Griechisch-orthodoxe Gemeinde St.Stephanos)
















14 Auch der Leib besteht nicht nur aus einem Glied, sondern aus vielen Gliedern.
15 Wenn der Fuß sagt: Ich bin keine Hand, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört er doch zum Leib.
16 Und wenn das Ohr sagt: Ich bin kein Auge, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört es doch zum Leib.
17 Wenn der ganze Leib nur Auge wäre, wo bliebe dann das Gehör? Wenn er nur Gehör wäre, wo bliebe dann der Geruchssinn?
18 Nun aber hat Gott jedes einzelne Glied so in den Leib eingefügt, wie es seiner Absicht entsprach.
19 Wären alle zusammen nur ein Glied, wo bliebe dann der Leib?
20 So aber gibt es viele Glieder und doch nur einen Leib.
21 Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich bin nicht auf dich angewiesen. Der Kopf kann nicht zu den Füßen sagen: Ich brauche euch nicht.
22 Im Gegenteil, gerade die schwächer scheinenden Glieder des Leibes sind unentbehrlich.
24 ... Gott aber hat den Leib so zusammengefügt, dass er dem geringsten Glied mehr Ehre zukommen ließ,
25 damit im Leib kein Zwiespalt entstehe, sondern alle Glieder einträchtig füreinander sorgen.
26 Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle anderen mit ihm.
27 Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm.“


Begegnung der Kulturen - Predigt: Pfarrer Björn MensingDie Kernaussage der Predigt von Pfarrer Dr. Björn Mensing (Evang. Versöhnungskirche Dachau) über diesen Paulustext lautete in Kurzform: So wie Leib und Glieder einen unteilbaren Organismus bilden, so sei die Gemeinschaft der Christen oder der gelegentlich so bezeichnete „Volkskörper“ ein Ganzes, aus dem kein einziger Teil als unwillkommen oder minderwertig ausgegrenzt oder gar ausgemerzt werden könne, wie es einige Populisten in diesen Tagen wieder forderten. Bei der Ökumene geht es dabei nicht um „Harmoniesoße“ und ein oberflächliches Wir-Gefühl. Christen erkennen an, dass Gott für die Gesellschaft Prinzipien des Zusammen- lebens festgesetzt hat – so wie er auch im Körper des Menschen eine Ordnung schuf.



Begegnung der Kulturen - Bild 8Im Gottesdienst und im Rahmenprogramm trat der afrikanische Chor „Lisanga“ („Einheit“) mit seiner Band auf. Die Mitwirkenden stammen von der Elfenbeinküste (République de Côte d'Ivoire), aus Kamerun, Ruanda, Togo und den Kongo-Staaten. Daneben wirkten der Posaunenchor der Friedenskirche und Tanzgruppen mit. Am Schluss gab es noch die reichlich genutzte Möglichkeit zur persönlichen Begegnung. Dazu wurden multinationale Speisen gereicht, die von Frauen aus der Asylbewerberunterkunft im Augustenfeld zubereitet worden waren.



Begegnung der Kulturen - Bild 9 (Chor "Lisanga")

                                                                                                                                           D.R.



Hintergrundinformation:

Asylbewerberunterkunft Bild 1


Was leisten die Dachauer Helferinnen und Helfer für die Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft? Was tut insbesondere der Arbeitskreis Asyl?


>> Caritas-Zentrum Dachau
Eine Mitarbeiterin mit Halbtagsstelle betreut die Asylbewerberinnen und Asylbewerber bei allen Problemen mit Ämtern und Schulen. Sie kümmert sich um medizinische Sondermaßnahmen und koordiniert die Tätigkeiten der Unterstützer.


Asylbewerberunterkunft Bild 2


>> AK Asyl Dachau

Asylbewerberunterkunft Bild 3: Rose KrausDer Arbeitskreis besteht seit dem Bau der Gemein-schaftsunterkunft an der Kufsteiner Straße, also seit ca. 18 Jahren. Er hat zur Zeit ca. 20 aktive ehrenamtliche Mithelfer und viele Unterstützer. Der AK Asyl erhält keine Zuwendungen von staatlichen Stellen und bestreitet seine Unkosten nur durch Spenden, vor allem durch Spenden über die Süddeutsche Zeitung. Die Seele des Helferkreises ist „Mama Rosa“, Frau Rose Kraus. Sie wurde für ihren außerordentlichen Einsatz schon vom Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Das Projekt Hausaufgabenbetreuung des AK Asyl erhielt 2007 den „Förderpreis Vinzenz von Paul für herausragendes ehrenamtliches Engagement von Einzelpersonen und Gruppen in den Pfarrgemeinden und Caritas-Zentren der Erzdiözese München und Freising“.


Der AK Asyl kümmert sich besonders um die Familien mit Kindern:
- Spielgruppe für Kleinkinder
- Hausaufgabenhilfe für Schüler
- Absprachen mit Schulen
- Feiern und Ausflüge (auch über mehrere Tage) für die Kinder
- Patenbetreuung von Familien

Der AK versucht aber auch, die Isolation der Erwachsenen zu mildern
- mit Deutschkursen
- durch Mitarbeit im interkulturellen Gartenprojekt
- durch technische Unterstützung, z.B. für Computer- und Internetanwender
- durch Beistand bei der Job- oder Wohnungssuche


>> Dachauer Kirchen
- Einladungen zu gemeinsamen Gottesdiensten
- Unterstützung mit Sach- und Geldspenden


Asylbewerberunterkunft Bild 4


>> Engagierte Lehrerinnen
Einige Lehrerinnen versuchen, die ungewöhnliche Schulsituation der Kinder mit großem persönlichen Einsatz zu meistern.



Asylbewerberunterkunft Bild 5



Weitere Hilfen sind immer erwünscht. Besonders die Situation der Kinder muss verbessert werden:
>> Die Kinder haben ihre Lage nicht selbst gewählt. Sie fühlen sich außerhalb der Unterkunft ohne eigenes Verschulden abschätzig wahrgenommen und behandelt.
>> Sie werden zwar sofort nach ihrer Ankunft in der Gemeinschaftsunterkunft einer deutschen Schulklasse zugewiesen und haben dadurch eine Chance zur Integration. Aber ...
>> Die Eltern können die Kinder nicht bei den Hausaufgaben unterstützen, da es für sie keine offiziellen Deutschkurse gibt und die Kinder durch den täglichen Unterricht immer einen Vorsprung haben werden.
>> Besondere Probleme haben neu angekommene Flüchtlingskinder, wenn sie den Förderunterricht nicht bekommen können, der für Ausländerkinder ohne jegliche Deutsch-Vorkenntnisse eigentlich üblich ist. (In Dachau wurden die Förderklassen wieder abgeschafft.) In den Regelklassen können sie wegen Verständigungsproblemen dem Unterricht nicht ausreichend folgen. Nicht selten werden darum auch ältere Kinder einfach in eine 1. Grundschulklasse eingewiesen.
>> Sie lernen aber in jedem Fall schneller als ihre Eltern, sich auf Deutsch zu verständigen, und sie müssen z.B. oft bei Arzt- und Behördenbesuchen dolmetschen.
>> Sie leiden darunter, dass es wenig Kontakt zu den deutschen Mitschülern gibt.
>> Größere Kinder schämen sich, ihren Bekannten zu sagen, wo sie wohnen.
>> Sie haben in den Baracken keinen ruhigen Arbeitsplatz für ungestörtes Lernen.


Wer sich ehrenamtlich gemeinsam mit dem AK Asyl engagieren möchte, kann sich an Frau Birke Siebenbürger im Caritas-Zentrum Dachau wenden unter Telefon 08131 - 298 - 148 oder per E-Mail an: birke.siebenbuerger@caritasmuenchen.de


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